Am 28. Oktober verstarb die gebürtige Kitzinger Ordensfrau, Schwester Vianney (Christl Link) im Mutterhaus ihres Ordens in Strahlfeld.
Christl Link wurde 1937 als achtes von neun Kindern der Familie Link in Kitzingen geboren. Schon früh zeigte sie großes Interesse an der Missionsarbeit der Kirche. So trat sie nach ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin 1957 in den Orden der Missionsdominikanerinnen vom Heiligen Herzen Jesu ein. Nach dem Noviziat in Strahlfeld, legte sie 1959 die ewigen Gelübde ab und erhielt den Ordensnamen Vianney.
Nach Jahren missionarischer Tätigkeit in Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, wurde sie von ihrem Orden in den 70er Jahren nach Bogotà, Kolumbien, zusammen mit zwei Mitschwestern geschickt. Die drei Frauen bezogen ein primitives Quartier mitten im Slum-Gebiet und lebten dort mit den Armen unter einfachsten Bedingungen. Mit Tatkraft, Durchsetzungsvermögen und viel Herzblut gelang ihnen im Laufe der Jahre der Aufbau einer ansehnlichen, modernen Missionsstation, die neben einem Gesundheitszentrum, zwei Kindertagesstätten und eine Grundschule umfasst. Über die Gründung ihres Trägervereins „Fisdeco“ setzten die Ordensfrauen ihre Ziele um, nämlich die „ganzheitliche Förderung der menschlichen Person und Gemeindeentwicklung“. So riefen sie in ihrem Gebiet außerschulische Bildungsorte für Hausaufgabenbetreuung, sinnvolle Freizeitgestaltung und offene Jugendarbeit ins Leben.
Sie entwickelten Ausbildungsprojekte für Jugendliche, insbesondere für Mädchen und Frauen und unterstützten in einem weiteren Projekt Frauen in Notsituationen, Senioren fanden in einem Altenheim und einer Tagesstätte liebevolle Betreuung.
Besonders stolz waren die Schwestern über die Gründung eines Jugend-Orchesters, in dem junge Menschen aus dem Slum-Gebiet Freude an Musik und Gemeinschaft erlebten und - vielleicht zum ersten Mal im Leben - Anerkennung erfuhren.
Die segensreiche Arbeit der Ordensfrauen fand große Anerkennung von kirchlicher und staatlicher Seite. So zeigte sich etwa Eva Köhler, die Frau des damaligen Bundespräsidenten, bei einem Besuch in Bogotà sehr beeindruckt von deren Lebensleistung. Schwester Christl wurde für ihre Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Alle Arbeit in Bogotà wäre aber nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung des Ordens, der Familien und der Heimatgemeinden. Die Pfarrei St. Johannes war mit ihrer „Schwester Christl“ in all den Jahren eng verbunden: Stadtpfarrer Anton Englert führte große Altkleidersammlungen zu ihren Gunsten durch, Pfarrer Herbert Baumann besuchte sie zweimal in Bogotà, die KjG-Jugend hilft bis heute mit dem Erlös ihrer Nikolaus- und Sternsingeraktionen.
Über Jahrzehnte hinweg engagierten sich Gläubige aus der Gemeinde beim Verkauf von Kinderkleidung, beim Martins-Basar, bei Sammlungen in Schulen und Kindergärten und beim Packen gebrauchter Kleidung für den Second-Hand-Laden in Bogotà.
Schwester Christl kam 2005 mit drei jungen Frauen aus ihrer Station zum Weltjugendtag und nahm eine Woche an den Veranstaltungen von Pfarrei, Dekanat und Diözese teil. 2009 feierte sie mit den Kitzingern ihre Goldene Ordensprofess.
In den letzten Jahren war es still geworden um Schwester Christl: Gesundheitliche Probleme und altersbedingte Gebrechen erforderten ihre Rückkehr ins Mutterhaus nach Deutschland. Dort verstarb sie letzte Woche.
Die Pfarrei St. Johannes wird Schwester Christl in einem Trauergottesdienst am Freitag, 12.11.2021 um 18:30 Uhr in der Kirche St. Johannes gedenken und lädt dazu herzlich ein.
Schwester Christl wird in den Herzen ihrer „Kitzinger“ immer präsent sein und ihr Lebenswerk in Bogotà erfährt weiterhin Unterstützung.
St. Johannes Bogotà
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Sparkasse Mainfrankgen
Text: Rita Engert, Kitzingen