Ein außergewöhnliches Vortragsthema! Doch dem Referenten gelang es vorzüglich, seine Zuhörer zu fesseln.
Willy Klapheck legte in unterhaltsamer Manier dar, dass mit dem Begriff „Niederfranken“ eine Region im Reich Karls des Großen bezeichnet wurde, die dem heutigen Ruhrgebiet entspricht.
Neandertalerfunde in der Nähe von Düsseldorf belegen, dass das Gebiet schon in frühester Zeit besiedelt war. Es sollte eine wechselhafte Entwicklung erfahren. Die Niederfranken waren seit Jahrhunderten Bauern, Ackerbau und Viehzucht war ihr Metier. Das änderte sich jedoch grundlegend mit den ersten Kohlefunden. Bergbau, Erzverarbeitung und Stahlgewinnung ließen hier bedeutende Industrieanlagen aus dem Boden schießen. Die nötigen Arbeitskräfte kamen aus aller Herren Länder, viele aus dem osteuropäischen Raum. Die vielen polnisch klingenden Namen zeugen bis heute davon. Der zweite Weltkrieg hatte zwei letztlich sehr glückliche Auswirkungen für das Gebiet: Die Alliierten hatten – um das besiegte Deutschland zu schwächen – einen Großteil der Industrieanlagen und Maschinen abbauen und abtransportieren lassen. Mit wachsendem Wirtschaftsleben ergab sich so die Möglichkeit, alles technisch auf dem neuesten Stand, modern und leistungsfähig neu aufzubauen. Das Wirtschaftswunder konnte seinen Lauf nehmen. Ein weiterer glücklicher Umstand bestand wohl darin, dass die Amerikaner ihre Atombombe bei Kriegsende noch nicht fertig gestellt hatten. Ein lohnendes Abwurf-Ziel wäre sonst vermutlich das Ruhrgebiet gewesen.
Heute erinnert nur wenig an die verrußten mit Abgasen der Schwerindustrie gefüllten Ortschaften. Die Re-Naturierung hat wahre Wunder vollbracht: Hässliche Industriebauten sind wunderschönen Parkanlagen mit Seen und sauberen Flüssen gewichen. Den Bewohnern steht ein außergewöhnlich reiches Kulturangebot zur Verfügung. Die Zeche Zollverein wurde zum Weltkulturerbe erklärt, und das gesamte Ruhrgebiet trägt –weil die 53 Städte und Gemeinden sozusagen wie eine Stadt zusammengewachsen sind – den Namen „Kulturhauptstadt Europas“.