Das 2. Vatikanische Konzil, das größte Kirchenereignis des 20. Jahrhunderts, ist den Älteren unter uns sicher ein Begriff. Ich erinnere mich, dass wir aus der Schule heim geschickt wurden, um am Fernseher die feierliche Eröffnung zu verfolgen. Weil wir zuhause kein Fernsehgerät hatten, langweilte ich mich bei einer Freundin beim Anblick des nicht enden wollenden Zuges von Bischöfen und Ordensoberen, die mit betenden Händen und ernsten Gesichtern unter ihrer Mitra in die Konzilsaula des Petersdoms zogen. Dazu gab ein Sprecher mit respektvoll gedämpfter Stimme Kommentare ab. Manche Namen fallen mir noch ein: Kardinal Frings, Kardinal Bea und Kardinal Döpfner. Und immer wieder schwenkte die Kamera zu dem gütig lächelnden Papst Johannes XXIII. Leider verstarb Papst Johannes schon nach der ersten Sitzung, das Konzil musste von seinem Nachfolger Paul VI. fortgeführt werden. Es gab 2540 stimmberechtigte Konzilsväter, und zwar aus allen Kontinenten. Das war eine Neuheit. Ebenso neu war die Zulassung von Konzilsbeobachtern aus anderen Konfessionen und von Laien. In vier Sitzungsperioden jeweils von September/Oktober bis Dezember berieten die Konzilsväter vom 11.10.1962 bis zum 8.12.1965 und verabschiedeten insgesamt 16 Konzilsdokumente.
Durch alle Beratungen wehte ein frischer Wind: Da war Reformwille spürbar, es gab gegenseitiges Zuhören und eine bisher unbekannte Transparenz gegenüber nichtkatholischen Beobachtern und Medien. Ein ganz neuer Stil! Papst Johannes war es ein Herzensanliegen, die frohe Botschaft der Kirche in die Sprache heutiger Menschen zu „übersetzen“. Das Stichwort „aggiornamento“, was dieses Ziel widergibt, taucht auch heute wieder auf. Damit wird deutlich, dass Kirche kein Selbstzweck ist, sondern den Menschen dienen soll, indem sie Gottes Liebe erfahrbar macht. In diesem Sinn verfolgte das Konzil die Absicht, nicht nur Reformen zu entwickeln und Theologie zu vertiefen, sondern auch Kirche geistlich zu erneuern. Demzufolge begann jede Sitzung mit Gebet, Eucharistiefeier und Inthronisation des Evangeliums. Das machte deutlich: Christus ist in Wort und Zeichen anwesend.
Eine kleine Umfrage bei kirchlich Engagierten zeigt, dass es genau das ist, was in den Köpfen hängen geblieben ist: Erneuerung und Aufbruch, Öffnung auch gegenüber anderen Konfessionen und Religionen, Diskussion und Dialog. Auch einzelne Änderungen wurden genannt wie die Einführung der Ortssprache im Gottesdienst, die Hinwendung des Altars zum Volk, die Einbeziehung von Laien und die Stärkung ihres Einflusses. Sogar einige Pastoralkonstitutionen wie „lumen gentium“ (Licht der Völker) oder „gaudium et spes“ (Freude und Hoffnung) sind noch präsent bei den Gläubigen. Daran ist etwas von der Aktualität und anhaltenden Bedeutung des Konzils abzulesen. Manches ist im kirchlichen Alltag auch selbstverständlich geworden, weil viele es nur so erlebt haben: Lebendige Gemeinden mit vielen ehrenamtlichen Helfern, die Pfarrgemeinde-, Dekanats- und Diözesanräte mit demokratischen Statuten, die Tätigkeit von Lektoren- und Kommunionhelfern, Lieder und Texte, die Stellung des Volks im Gottesdienst, das mit dem Priester die Messe feiert …….
Bewusst ist aber auch manchem Gläubigen das Auseinanderfallen von Anspruch und Wirklichkeit: Kirche soll Gottes Liebe erfahrbar machen und schließt Geschiedene und Wiederverheiratete von den Sakramenten aus, Kirche soll Heil bringen und Priester machen sich des Kindesmissbrauchs schuldig, Kirche soll dienen und klammert sich doch an die Macht, Kirche soll sich den Fragen der Zeit stellen und klebt am Althergebrachten. So wurde bei einigen Befragten der Wunsch nach einem neuen Konzil geäußert. Andere meinten dagegen, es sei längst noch nicht alles aufgearbeitet, was das zweite vatikanische Konzil angestoßen und gefordert habe.
Um dem bedeutenden Jubiläum Rechnung zu tragen, wird in den Kirchen der Pfarreiengemeinschaft St. Hedwig im Kitzinger Land vom 8. Bis 20. Juli eine Wanderausstellung zu sehen sein mit dem Titel: „50 Jahre vatikanisches Konzil – Hoffnung für die Welt von heute.“
Ausstellungseröffnung: Dienstag 8.Juli mit
Gottesdienst um 19.00 Uhr in St. Vinzenz
Einführungsvortrag 20.00 Uhr im Dekanatszentrum
Referent: DK Dr. Helmut Gabel
15 Roll-Ups führen in den katholischen Kirchen in Kitzingen, Hoheim, Sulzfeld, und Biebelried Ablauf, Intentionen, Folgen des Konzils anschaulich vor Augen.
Als Begleitprogramm sind am Wochenende 12./13. Juli thematische Gottesdienste in allen Kirchen der Pfarreiengemeinschaft geplant.
Am Samstag, 19. Juli findet ein Aktionstag „von Kirche zu Kirche“ statt, bei dem die jeweiligen Schautafeln erklärt werden. Beginn ist um 14.00 Uhr in Hoheim mit Stehkaffee; um 15.30 Uhr findet die Führung ihre Fortsetzung in Sulzfeld, führt um 16.30 Uhr in die Biebelrieder Kirche und findet ihren Abschluss um 18.00 Uhr in der evangelischen Kirche Albertshofen mit musikalischer Umrahumung der KjG-Band Kitzingen. Danach trifft man sich als Ausklang bei Spezialitäten aus den Gemeinden.
Rita Engert